Die Perfektion der Mittel und die Verwirrung der Ziele, das scheint unsere Zeit zu charakterisieren.
Arthur Schopenhauer
Unsägliche, sich turnusmäßig ändernde oder in Gänze zurückgezogene KfW-Förderungen, die vermeintlich "grüne Gebäude" suggerieren und laufend neue von der Industrie entwickelte neue DIN-Normen stellen mit einem immensen bürokratischen Aufwand den normalen Planungsablauf auf den Kopf. Fördergelder werden abgeschöpft ohne die Wirtschaftlichkeit und den wirklichen, ehrlichen Gemeinwohlnutzen zu bewerten. Eine riesige Beraterindustrie wurde so durch den fachfernen, politischen Willen aufgeblasen. Deutschland wundert sich, warum bauen teuer und unheimlich komplex wurde. Stadträte die eigene realitätsferne und nicht validierte Anforderungen an Gebäude (Leuchtturmprojekte) stellen, bringen ihre Bauverwaltungen in Bedrängnis. Diese müssen umsetzen, was die Politik fordert und so entstehen dann "Monster-Bauleitfäden" (siehe Stadt München), die die Planungsteams zum verzweifeln bringen. Planungsprozesse werden mit sinnfreiem Bürokratismus überhäuft und die Zeit zum eigentlichen Planen des Projektes, nämlich eine vernünftige Entwurfs- und Werkplanung leiden erheblich.
Architektenkammern oder Ingenieurekammern befördern dieses System noch, anstatt fundiert Einhalt zu gebieten.
Mehr Sanierung im Bestand und weniger Neubau auf der Grünen Wiese. Planen wir wirklich energieeffiziente und ökologische Gebäude (soweit das überhaupt geht) , die die Anforderungen an eine Zukunft erfüllen und nicht nur den Häkchen in DGNB/Steinbeiss-Listen genügen. Machen wir endlich Städtebau, der festlegt, wo überhaupt noch Neubauvolumen für viel Primärenergie entstehen darf. Schaffen wir eine Normung, die dem Gemeinwohl dient und nicht einer immer wachsenden Baustoffindustrie (DIN = Deutsche Industrie Norm). Bauen wir wieder einfach und trotzdem gut.
Wir haben nicht mehr viel Zeit das Rad herumzureißen. Der Bausektor ist hierbei jedoch eine ganz maßgebliche Größe.
Uwe Seidel
Bauingenieur und Mitglied beim BUND